Literaturtage sind „attraktiv und machbar“
Kulturbürgermeister Boldt stellte Veranstaltung in Frage
Der Kulturausschuss des Gemeinderats wird auf Antrag der SPD-Fraktion über die Ausrichtung der baden-württembergischen Literaturtage beraten. Dies sicherte jetzt Bürgermeister Claus Boldt dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Leipold zu. Allerdings will Boldt dem Ausschuss erst im November, wenn das Gremium turnusgemäß zu nächsten Mal tagt, nähere Informationen zu den Literaturtagen vorlegen. Konstanz ist 2009 Ausrichterstadt der Veranstaltung. Boldt hatte in einem Interview angedeutet, dass die Veranstaltungsreihe scheitern könnte. Zahlreiche Kulturschaffende und die SPD-Fraktion im Gemeinderat kritisierten die Idee des Kulturdezernenten.
Literaturtage 2007 in Albstadt
Literaturtage 2006 in Schwäbisch Hall
Mit 40.000 Euro, von denen die Hälfte ein Zuschuss des Landes Baden-Württemberg ist, liege das Konstanzer Budget für die Literaturtage weit unter dem, was andere Ausrichterstädte für diese Veranstaltungsreihe aufwenden mußten, schrieb Boldt vorab an Leipold. Daher müsse man in der jetztigen „Vorprojektphase alle denkbaren Alternativen in Erwägung ziehen“, so der Bürgermeister.
In der Tat liegen die Budgets für die diesjährige Veranstaltung in Albstadt oder die Literaturtage 2006 in Schwäbisch Hall beträchtlich über den von Boldt genannten 40.000 Euro, die sich aus dem Landeszuschuss und einem Zuschuss der Ausrichterstadt in gleicher Höhe zusammensetzen. Aber sowohl in Albstadt als auch in Schwäbisch Hall gelang es, Sponsoren zu einem Engagement zu gewinnen und so das Budget nahezu zu verdoppeln.
Vergangenes Jahr erreichten die Literaturtage in Schwäbisch Hall, die unter dem Motto „Zeitsprung“ standen, mit ingesamt 90 Einzelveranstaltungen 10.000 Besucher. Diesen Herbst wird Albstadt mit dem Motiv „verstrickt und versponnen“ eine Verbindung zwischen etwa 70 Einzelveranstaltungen und der durch die Textilindustrie geprägten Doppelstadt schaffen. In beiden Fällen wurden die Literaturtage gemeinsam von der örtlichen Stadtbücherei und dem jeweiligen Kulturamt vorbereitet.
„Literaturtage sind nicht nur attraktiv, sondern auch personell und finanziell machbar,“ sagt Jürgen Leipold zu den Erfahrungen der anderen Ausrichter. „Wer gute Ideen entwickelt, erreicht nicht nur das Publikum, sondern kann auch Sponsoren gewinnen.“ Besonders reizvoll sei es, dass sich das Land mit inhaltlichen Vorgaben sehr zurückhalte. So könne jede Stadt ihre eigenen Schwerpunkte setzen. „In Konstanz könnten wir die baden-württembergischen Literaturtage gut mit unserer Bewerbung als „Stadt der Wissenschaft“ verbinden“, meint Leipold.
Allerdings habe die Stadt keine Zeit zu verlieren. Mindestens anderthalb bis zwei Jahre dauern die Vorarbeiten für die Veranstaltungsreihe, berichtet Leipold von Gesprächen mit Projektverantwortlichen aus anderen Städten. „Wer die Literaturtage will, muss jetzt Ideen entwicklen, planen und organisieren,“ kritisiert Leipold die Haltung des Kulturdezernenten.