Wer pflegt die Konstanzer?
Pflegeheime in Konstanz sind voll. Für viele Menschen, die im Alter Tag und Nacht auf Hilfe und Pflege angewiesen sind, heißt das: Sie finden keinen Heimplatz und müssen die Stadt verlassen. Hundert fehlende Plätze hatten die Sozialplaner errechnet. Die geplanten Neubauten der Arbeiterwohlfahrt in der Jungerhalde und der Spitalstiftung im Weiherhof sorgen für Entlastung, werden aber die Lücke nicht schließen.
Auch der Bau des Pflegeheims im ehemaligen Schulgebäude Zoffingen ändert daran nichts, weil es nur das wegfallende Marienhaus ersetzt. Zusätzliche Pflegeplätze entstehen dort nicht.
Nicht nur fehlende Heimplätze sind das Problem: In der Kranken-und Altenpflege sind viele Stellen unbesetzt. Die Träger machen drastisch auf das Problem aufmerksam und sind dadurch in eine Falle geraten: Wie soll der Pflegeberuf attraktiver werden, wenn selbst die Arbeitgeber lautstark den Notstand ausrufen? In unserer Stadt macht die Spitalstiftung vor, wie es besser geht. Als Arbeitgeberin hat sie für ihr Personal in Betriebswohnungen investiert. Denn wer keine Wohnung findet, tritt in Konstanz auch keine Stelle in der Pflege an. Der Schlüssel für mehr Personal in der Pflege liegt also in guten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Mit Heimen und Personalwohnungen ist es aber nicht getan. Der wichtigste – und größte – Pflegedienst in unserer Stadt ist die eigene Familie. Pflegende Angehörige benötigen Unterstützung durch ambulante Dienste, die ihre Angebote ständig verbessern müssen. Eine gemeinsame Bewerbung von Stadt und Kreis als Modellkommune Pflege eröffnet neue Chancen.
In Konstanz ist es Mode geworden, für jegliches Tun der Stadtverwaltung Handlungsprogramme aufzustellen. Wir Sozialdemokraten meinen: Es ist Zeit für ein Handlungsprogramm Pflege. Dieses muss den Bedarf beschreiben und eine Strategie aufzeigen, wie die Stadt Konstanz pflegebedürftige Mitbürger nicht im Stich lässt.
Jürgen Puchta
Mitglied im Spitalausschuss