Platz für 2500 Wohnungen
Gemeinderat startet Planungsarbeiten
Nördlich des Hafners bei Wollmatingen soll ein neuer Stadtteil entstehen. Den Startschuss zu Beginn der umfangreichen Planungsarbeiten gab der Gemeinderat. Er beschloss einstimmig, eine vorbereitende Untersuchung in Auftrag zu geben. Die Stadt Konstanz will den Stadtteil mit Hilfe eines besonderen Instruments des Baugesetzbuchs, der Stadtentwicklungsmaßnahme, auf den Weg bringen. (Plan: http://openstreetmap.org)
Historischer Beschluss
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Jürgen Ruff sprach im Gemeinderat von einem „historischen Beschluss“. Lange Jahre sei die Entwicklung des Gebiets ein politisches Tabu in der Stadt Konstanz gewesen, weil der ehemalige grüne Oberbürgermeister Horst Frank das Prinzip „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ zum Dogma erklärt hatte. Daher scheiterte Initiativen wie vom Mieterbundsvorsitzenden Herbert Weber, der bereits bereits 2012 einen frühzeitigen Planungsbeginn gefordert hatte.
Konstanzer Grunderwerbsmodell
Erschwert wird die Wohnbebauung nördlich des Hafners durch die Tatsache, dass die Bedingungen des Konstanzer Grunderwerbsmodell bislang bei weitem nicht erfüllt sind. Neue Bebauungspläne stellt die Stadt Konstanz nur dann auf, wenn sie 60 Prozent der in Frage kommenden Grundstücke besitzt. Dieses Grunderwerbsmodell verhindert Bodenspekulation und stellt die Erschließung des Gebiets sicher. Außerdem lassen sich nur auf öffentlichen Grundstücken Wohnprojekte mit sozialen Preisen mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand verwirklichen.
SPD als Planungsbeschleuniger
Jürgen Ruff wies darauf hin, dass der Vorschlag der Konstanzer SPD, ein Waldstück im Schwaketental als Wohngebiet auszuweisen, die Planungen entscheidend beschleunigt habe. Bislang war der Hafner als dritte Priorität eingestuft: Eine Bebauung vor 2024 galt daher als unrealistisch. Durch den Gemeinderatsbeschluss rücke der Hafner ins Zentrum der städtischen Planungsarbeiten.
Wohnungsbedarf steigt
Dies ist auch unbedingt notwendig. Denn aufgrund der aktuellen Bevölkerungsentwicklung müsse das Handlungsprogramm Wohnen, das der Gemeinderat vor zwei Jahren beschlossen hatte, ausgedehnt werden. Die dort anvisierte Zahl von 5300 neu zu bauenden Wohnungen bis 2030 werde wohl nicht ausreichen. Bei der Planung des Wohngebiets komme es auf flächen sparende Bauweise an. Dabei müsse der Schwerpunkt auf Mietwohnungen im Geschosswohnungsbau liegen. Darunter müssten genügend Sozialwohnungen sein, so Ruff.
Eigene Website
Mit dem Gemeinderatsbeschluss startet auch eine umfangreiche Bürgerbeteiligung zur Stadtentwicklungsmaßnahme. Die Stadtverhaltung hatte bereits einige Tage zuvor Bürgerinformationen freigeschaltet und eine eigene Internet-Seite eingerichtet: http://www.neuer-stadtteil.de Dort lassen sich bereits Lagepläne und eine erste Broschüre herunterladen.
Infrastruktur
Ein neuer Stadtteil benötigt eine neue Infrastruktur. Dazu zähle nicht nur die Erschließung mit Strom, Gas und Wasser, sondern auch soziale Einrichtungen wie Kinderbetreuung. Zu klären ist auch, ob eine Grundschule benötigt werde. Ruff sprach sich für neue Mobilitätsangebote aus: Neben einer guten Busanbindung brauche es Carsharing-Plätze.
Das Gebiet Nördlich Hafner enthält schützenswerte Biotope. Bei der Besiedlung müsse darauf geachtet werden, dass wichtige regionale Grünzüge erhalten und gesichert werden. Außerdem brauche es genügend Naherholungsflächen und einen gut gestalteten öffentlichen Raum.
Ortstermin “Hafner im Blick”
Die SPD-Fraktion lädt am Montag, den 25. Juli um 17.30 Uhr zu einem Ortstermin Hafner im Blick. Treffpunkt ist um 17.30 Uhr beim ehemaligen Autohaus Öhri in der Dettinger Straße. Vor dort geht es zu Fuß zum Wasserreservoir am Pirminweg, wo sich das Gelände gut überschauen lässt. Gemeinsam mit Bürgermeister Karl Langensteiner – Schönborn können die nächsten Planungsschritte diskutiert und Fragen zur städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme angesprochen werden.