Über 30 Jahre lang hat Christa Albrecht die Chancengleichheitsstelle bei der Stadt geleitet. Ihr Abschied aus dem Rathaus ist das Ende einer Ära. Als Christa Albrecht 1987 ihr Amt antrat, wurde die Stelle noch Frauenbeauftragte genannt. In den ersten Jahren war die Arbeit umstritten. In unschöner Regelmäßigkeit gab es von der konservativen Seite des Gemeinderats Anträge, die Stelle ersatzlos zu streichen. Keine andere Funktion, keine andere Person stand unter solch permanenten Rechtfertigungsdruck. Doch eines Tages blieben die Anträge aus: Es war weniger die mangelnde Erfolgsaussicht, die die Antragsteller plötzlich ruhen ließ. Mit guter und konzentrierter Arbeit und vor allem Beharrlichkeit hatte sich Christa Albrecht Respekt im Gemeinderat verschafft.

Konstanz nahm vor 30 Jahren eine Vorreiter-Rolle ein, als die Stabsstelle die Frage der Chancengleichheit in die Verwaltung trug. Viele andere Städte folgten unserem Beispiel, heute verlangt das Land Baden-Württemberg von allen Städten und Landkreisen, dass hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte bestellt werden.

Was hat sich in 30 Jahren verändert? Besonders sichtbar ist es auf der Verwaltungsbank im Ratssaal. Mittlerweile hat unsere Verwaltung viele weibliche Führungskräfte, auf deren Leistung wir vertrauen können. Und trotzdem wirken nach wie vor unsichtbare Kräfte, die es Frauen auch im öffentlichen Dienst schwerer machen. Gläserne Decke lautet die einprägsame Formel dafür.

Ohne qualifizierte Frauen gehen auch den Verwaltungen bald die Fachkräfte aus, die sie für hochwertige Dienstleistungen für unsere Bürger benötigen. Gleichstellung bleibt ein wichtiges Thema. Das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ setzt sich nicht von alleine durch. Auch in der Verwaltung gibt es noch einiges gegen die Benachteiligung von Frauen zu tun. Das betrifft auch den Gemeinderat. Dort sitzen noch einige Männer, die ein Problem mit Kolleginnen am Ratstisch haben.

Zahide Sarikas