Die richtigen Lehren ziehen
Wer ist für die Verluste des Orchesters verantwortlich? Und was muss sich ändern, um solche Defizite künftig zu verändern? Dazu legte die Gemeindeprüfungsanstalt, die auf Initiative von Jürgen Leipold von der Stadt beauftragt worden war, einen Bericht vor. Jürgen Leipold weist auf einige bislang wenig beachtete Sachverhalte hin. “Wir haben uns keineswegs vor lauter Musikbegeisterung das Hirn vernebeln lassen.”
Leipold wolle als langjähriges Mitglied des Orchesterausschusses keineswegs in eigener Sache richten. Einige Aspekte zur Verantwortung des Gemeinderats verdienten jeoch eine stärkere Beachtung.
Die Südwestdeutsche Philharmonie wird seit 1996 als sogenannter Eigenbetrieb der Stadt geführt. Der Intendant ist dazu verpflichtet, regelmäßig über die wirtschaftliche Lage zu informieren und dazu Quartalsberichte vorzulegen. Diese enthielten auch Hochrechnungen über den voraussichtlichen Jahresabschluss. Diese Informationen wurden nur der städtischen Finanzverwaltung und dem Kulturbürgermeister vorgelegt, nicht jedoch dem Orchesterausschuss. Dennoch habe dieses Aufsichtsgremium seit 2009 in allen Sitzungen Finanzfragen angesprochen. So wurde von Mitgliedern aller Fraktionen einmütig kritisiert, dass Jahresrechnungen fast immer mit Verspätung vorgelegt wurden. Intendanz und Stadtverwaltung gelobten regelmäßig Besserung. Bemängelt wurde auch, dass es keine Nachkalkulation in Form einer „Konzertliste“ gegeben habe, die Aussagen über den wirtschaftlichen Erfolg einzelner Veranstaltungen ermögliche. Die Verpflichtung teurer Solisten und Dirigenten sei regelmäßig kritisiert worden.
Ein Ausschuss könne nur über die Zahlen diskutieren, die ihm vorgelegt wurden, sagte Leipold. Ob diese richtig oder falsch sind, lasse sich kaum nachprüfen. Dabei müsse er sich auf die Betriebsleitung, die Kämmerei und den zuständigen Bürgermeister verlassen können.
Seit 2009 wurden dem Orchesterausschuss folgende Prognosen und tatsächliche Jahresergebnisse mitgeteilt.
[table caption=”” width=”500″ colwidth=”20|100|50″ colalign=”left|left|center|left|right”] Datum,Jahresergebnis,Summe04.11.2008,Wirtschaftsplan 2009,58.804 €
02.11.2010,Jahresabschluss 2009,-23.371 €
02.12.2009,Wirtschaftsplan 2010,-42.164 €
16.11.2010,Jahresabschluss 2009,-23.371 €
17.02.2011,Wirtschaftsplan 2011,784 €
15.11.2011,Wirtschaftsplan 2012,-13.942 €
15.12.2011,Prognose 2011,-26.375 €
20.03.2012,Jahresabschluss 2010,-26.369 €
20.03.2012,Prognose 2011 (Tischvorlage),-321.073 €
05.06.2012,Prognose 2012,-47.632 €
18.09.2012,Prognose 2012,-159.042 €
13.11.2012,Prognose 2012,-232.442 €
09.01.2013,Wirtschaftsplan 2013,109.225 €
[/table]
Jürgen Leipold fasste zusammen: “Der Ausschuss hat sich regelmäßig mit der finanziellen Situation des Orchesters beschäftigt, regelmäßig auch kritische Fragen gestellt und „sich keineswegs von der Musikbegeisterung das Hirn vernebeln lassen.”