Ein Stadtteil weniger
Konstanz verliert auf einen Schlag knapp 7000 Einwohner. Die amtliche Einwohnerzahl weist zum Stichtag am 7. Mai 2011 8,2 Prozent weniger Konstanzer aus als bislang angenommen. In keiner anderen Stadt Baden-Württembergs ist der Rückgang so groß. Die neuen Zahlen haben Konsequenzen, vor allem im Finanzausgleich. Darüber muss der Gemeinderat beraten, fordert die SPD.
Amtlich lebten in Konstanz am 7. Mai 2011 77796 Einwohner. Aufgrund der bisherigen Statistik hatte Konstanz aber über 85.000 Einwohner. Aufgrund der niedrigeren Einwohnerzahl droht der Stadt ein Rückgang bei den Schlüsselzuweisungen des Landes in Höhe von mehreren Millionen Euro.Die Zahlungen des Landes im Rahmen des kommunalen Finanzausgeleichs hängen entscheidend von der Einwohnerzahl ab. Dies wäre ein empfindliches Loch bei einer der wichtigsten Einnahmequellen der Stadt.
2014 und 2015 gibt es noch Übergangsregelungen im Finanzausgleichsgesetz, aber für 2016 werden die neuen Zahlen vollständig angewendet. Die Verwaltung solle daher die finanziellen Auswirkungen des Zensus auf die einzelnen Haushaltsjahre mitteilen, heißt es im SPD-Antrag.
Außerdem betreffen niedrigere Einwohnerzahlen zahlreiche Handlungsfelder der Stadt. Daher benötige sowohl die Politik als auch die Verwaltung baldmöglichst aktualisierte Daten. Haben die neuen Einwohnerzahlen Auswirkungen auf das notwendige Kinderbetreuungsangebot oder die fälligen schulpolitischen Entscheidungen? Welcher Handlungsbedarf ergibt sich in der Wohnungspolitik? Diese Fragen will die SPD-Fraktin im Gemeinderat diskutieren.
Die starke Abweichung, die der Bevölkerung im Stadtteil Petershausen-Ost entspricht, erzwinge eine Ursachenforschung, schreiben Jürgen Puchta und Dr. Jürgen Ruff. Da auch andere Mittelstädte über 50.000 Einwohner ähnliche Verluste aufweisen biete sich eine Kooperation an. Die SPD weist auf einen Widerspruch in den Daten hin: Die steigenden Studierendenzahl an den Konstanzer Hochschulen korrespondiere nicht mit der Einwohnerzahl. Hier sei eine Klärung notwendig.