Zum Abschied von Stadtrat Hannes Kumm aus dem Gemeinderat

Karikatur: Manfred Heier

Hannes Kumm gehörte eine Wahlperiode dem Gemeinderat an und hatte im Mai 2019 nicht mehr kandidiert. Doch wer nur auf die fünf Jahre im Rat zurückblickt, wird seiner Wirkung in dieser Stadt in keiner Weise gerecht, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Ruff zu seiner Verabschiedung.Wir veröffentlichen seine Rede im Wortlaut.



Lieber Hannes,

zu Deiner Verabschiedung aus dem Gemeinderat nur auf die letzten 5 Jahre zurück zu blicken, würde Deiner prägenden Wirkung in dieser Stadt in keiner Weise gerecht.

Nein, alles begann schon Jahrzehnte früher. Als waschechter, also gebürtiger Konstanzer hast Du hier Architektur studiert und warst dann später 40 Jahre lang „unser Stadt-baumeister“ – ja, diese Amtsbezeichnung gibt es zwar schon lange nicht mehr, doch sagt sie über Dich weit mehr aus als z.B. „Leiter des Hochbau- und Liegenschaftsamtes“, der Du immerhin auch 14 Jahre lang bis zu Deinem Ruhestand 2012 warst. Die angestrebte Position als Baubürgermeister blieb Dir zwar verwehrt, doch hast Du als „Stadtbaumeister“ das Bild dieser Stadt sicher nicht minder geprägt. Zahlreiche Hochbauprojekte zeugen davon. Nennen möchte ich nur ein paar davon: das Verwaltungsgebäude Laube, mehrere Turn- und Mehrzweckhallen wie in Litzelstetten oder am Ellenrieder Gymnasium, der Kindergarten am Rhein, die Theaterwerkstätten, die Spitalkellerei und nicht zuletzt natürlich das Wahrzeichen von Konstanz, das Konzilgebäude, das über Jahre saniert wurde und nicht nur viele Millionen gekostet, sondern auch einiges an Fördergeldern von Bund und Land eingebracht hat.

Bezeichnend dabei und für mich seit ich im TUA bin auch beeindruckend war, dass die Haushaltsansätze immer eingehalten wurden, was heute ja leider eher die Ausnahme darstellt. Mit Hannes Kumm wurden eben auch keine Luftschlösser geplant oder Prunkbauten erstellt, sondern das mit begrenzten Mitteln machbare, das Funktionale, ja oft auch und gerade das Multifunktionale in den Mittelpunkt gestellt und konsequent umgesetzt, zur Not auch mal gegen den Willen des Oberbürgermeisters wie bei der alten Franzosensporthalle, deren Umwandlung zur heutigen Petershauser Sport- und Multifunktionshalle wir ihm zu verdanken haben. Kein Wunder deshalb, dass Hannes Kumm sich mit solchen Qualitäten nach der Pensionierung nicht zur Ruhe setzte, sondern als selbständiger Architekt sein eigenes Büro aufmachte und bis heute nicht weit von seiner alten Arbeitsstätte entfernt betreibt.

Aber dann auch noch für den Gemeinderat kandidieren? Warum nicht? Das hätte der Sozialdemokrat mit seinen gut 50 Jahren SPD-Mitgliedschaft sicher auch gern schon früher getan, doch durfte er es als städtischer Mitarbeiter nicht. So blieb ihm zunächst die Vertretung der SPD im Regionalverband Hochrhein-Bodensee und die mehrfache Kandidatur für den Kreistag. Nach der Pensionierung gab es aber dann kein Halten mehr.
Wenn der Traum vom Baubürgermeisteramt schon nicht in Erfüllung ging, dann wenigstens die Kommunalpolitik auch mal von der anderen Seite aus mitgestalten und das dann auch mit einer gewissen Meinungsstärke.

So ähnlich habe ich Deine Vorstellung auf der damaligen Nominierungsversammlung
2014 jedenfalls in Erinnerung. Und dann zeigte sich eine andere phänomenale Seite von Dir. Als Urkonstanzer bestens vernetzt und bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund hast Du scheinbar mühelos den Sprung von Platz 19 unserer Liste auf den sechsten Platz geschafft.

Im Gemeinderat zeigte sich dann auch Deine Fairness gegenüber den ehemaligen Kollegen; Du bist bewusst nicht in den TUA gegangen, sondern in ganz andere Gremien, wie den Kultur- und den Orchesterausschuss oder den Flughafenaufsichtsrat.
Gleichwohl hast Du uns in der Fraktion mit Deinem Sachverstand natürlich auch immer in allen Baufragen beraten und unterstützt. Wie schon im Baudezernat war Dir auch als Stadtrat die pragmatische Umsetzung im Rahmen begrenzter Haushaltsmittel bei allen Themen ein wichtiges Anliegen.

Durch Deine starke Vernetzung warst Du für uns gewissermaßen auch ein guter Seismograph der Stimmung in der Bevölkerung. So kam es immer wieder vor, dass wir montags in der Fraktion unverfälscht und ungeschminkt erfahren haben, wo es gerade anfängt zu brodeln, und zwar lange bevor wir das dann in den Medien lesen konnten. Die Palette der Themen war
dabei sehr breit und reichte von im Wortsinn naheliegenden wie dem Parkdruck- und -suchverkehr in Paradies West, den immer schlimmer werdenden LKW-Staus vom Hauptzoll ins Paradies oder der Pappelallee bis hin zum unrühmlichen Ende des Scala-Kinos, der immer noch dem Verfall überlassenen Marktstätte oder einer dringend benötigten weiteren Fahrradbrücke im Bereich der Alten Rheinbrücke. Deine Perspektive war dabei immer eine sozialdemokratische, es ging um die einfachen Leute und deren Ärger, Sorgen, Probleme und Wünsche.

Wenn die Themen dann mal emotional hochkochten, war es mit Deiner Geduld vorbei und von Altersmilde keine Spur. So hast Du als unabhängig und frei denkender Kopf manchmal auch wortgewaltig immer mal wieder für eine kleine Überraschung im Rat gesorgt.

Also kurz, lieber Hannes, Du wirst uns fehlen, in der SPD-Fraktion sowieso, im Rat auch aber sicher auch als Stimmungsseismograph bei aufkommendem Unmut unter den Bürgern. Bei der Marktstätte und der Radbrücke bleiben wir natürlich dran – versprochen! Wir sind aber sicher, dass Du auch ohne Sitz im Gemeinderat Deine Stimme erheben wirst, wenn es Not tut und wünschen Dir alles erdenklich Gute in jeder aber vor allem natürlich in gesundheitlicher Hinsicht.

Als kleines Dankeschön und zugleich Andenken an Dein Wirken in dieser Stadt möchten wir Dir eine Karikatur überreichen, die uns freundlicher Weise Manfred Heier als ehemaliger FGL-Gemeinderatskollege mit spitzer Feder überlassen hat. Sicher kennst Du sie schon, sie zeigt Dich sitzend auf der Glaspyramide über den Römerfunden auf dem Münsterplatz.
Wir finden, sie zeigt sehr anschaulich und beispielhaft, wie Du diese Stadt im Sinne ihrer Bürger immer wieder positiv geprägt hast. Durch Deine pragmatische Initiative wurden die Römerfunde vor der „Konservierung durch Zuschütten“ bewahrt und damit für alle Bürger sichtbar und zugänglich gemacht.

Ganz herzlichen Dank also für alles an Dich, als Stadtbaumeister und Kommunalpolitiker!