“Es wird noch viele Fahrradstraßen geben,” kündigte Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn bei der Einweihungsfeier der neuen Fahrradstraße in Petershausen an. Wie viele Liter Farbe die Technischen Betriebe der Stadt (TBK) für die umfangreichen Markierungsarbeiten verwendet haben, verriet der Baudezernent beim Festakt nicht. Seit Mitte April hatten die TBK die Petershausener und die Jahnstraße schrittweise zur Fahrradstraße umgebaut. Als letzte Maßnahme wurde am Ebertplatz eine Ampel neu installiert und die Zufahrt von der Fahrradbrücke umgebaut. Dadurch gibt es jetzt eine durchgängige Fahrradstraße von der Gottlieberstraße bis kurz vor den Zähringerplatz, eine jahrzehntealte Forderung der Konstanzer SPD.

Die Forderung nach einer leistungsfähigen Fahrradverbindung in Petershausen geht  auf den Vorsitzenden der SPD-Fraktion im  Gemeinderrat, Dr. Jürgen Ruff, zurück. Er hatte bereits 1995 in einer SPD-Stellungnahme zur Verkehrspolitik der Stadt eine solche gefordert. Anträge der SPD und der Freien Grünen Liste brachten das Thema in den Jahren 2012 und 2014 mehrfach auf die Tagesordnung der kommunalen Gremien. Doch es bedurfte auch einer handfesten kommunalverfassungsrechtlichen Auseinandersetzung, bis die Stadtverwaltung einige verkehrspolitische Positionen aufgab und konkrete Planungen aufnahm. “Wir haben erfolgreich ein dickes Brett gebohrt,” sagte Ruff daher zur langen Geschichte dieses Vorschlags.

In der Fahrradstraße teilen sich Radfahrer und Autos den Straßenraum. Dies wird durch blaue Markierungsstreifen deutlich gemacht, die sich in den Kreuzungsbereichen zu blauben Farbflächen ausweiten. Vor dem Bahnübergang in der Petershausener Straße gibt es einen Aufstellraum für Radfahrer, damit sie nach Öffnung der Schranken schnell in Bewegung kommen können.

Freunde des Radverkehrs blicken oft neidisch nach Kopenhagen, das als vorbildliche Fahrradstadt gilt. 50 Prozent des Verkehrs in der dänischen Hauptstadt ist Fahrradverkehr, sagte auch Langensteiner-Schönborn und kündigte an: “Das will Konstanz auch erreichen.” Mit 40 Prozent Fahrradanteil am Verkehrsaufkommen sei man schon weit, doch nur mehr Radverkehr verringere tägliche Staus.

Gleichzeitig mit der Fahrradstraße weihte Langensteiner-Schönborn die erste Dauerzählstellte für den Fahrradverkehr in Konstanz ein. Sie steht vor der Fahrradbrücke am Rande des Herosé-Parks und zählt nicht nur vorbeifahrende Räder, sondern zeigt auch die Messergebnisse sofort an. Ein Blitzer, also ein Geschwindigkeitsmesser, sei jedoch nicht integriert, versicherte der Baubürgermeister auf Nachfrage aus dem Publikum.

Am Rande der Veranstaltung wurde auch erste Kritik laut. Die Fahrradstraße bringe den Radlern keineswegs mehr, sondern viel weniger Sicherheit, lautete der Vorwurf, weil zu viele Autos die Petershausener Straße befahren würden. Auf ein anderes Problem wiesen Jürgen Ruff und der Vorsitzende des ADFC, Ralf Seuffert, hin. Kurz vor dem Zähringerplatz ende die Fahrradstraße unvermittelt in Engstellen. Wenn Radler diese umfahren wollen, seien Konflikte mit dem PKW-Verkehr vorprogrammiert. Es wird also nicht nur neue Fahrradstraßen geben, wie Langensteiner-Schönborn sagte, auch die neu eröffnete wird Gemeinderat und Verkehrsplanung noch beschäftigen.