Ein Kommentar von Stadträtin Hanna Binder

Für beinahe sechs Millionen Euro baut die Stadt Konstanz dieses und nächstes Jahr an vier Schulen Schulräume und die Ganztagesbereiche aus. Die Schulen profitieren damit von einem Viertel aller städtischen Investitionen, die für 2007 und 2008 vorgesehen sind. Vollkommen zu Recht sprechen Stadtverwaltung und Gemeinderat davon, dass Bildung der Investitionsschwerpunkt der Stadt ist.

Mit den Baumaßnahmen wurde mittlerweile an der Gebhardsschule und am Humboldt-Gymnasium begonnen. Zeit also die pädagogischen Angebote für die neuen Ganztagesbereiche konkret zu planen und zu organisieren.Doch zusätzliche Angebote an den Schulen kosten Geld, denn sie sind ohne pädagogisches Personal nicht möglich. Zuständig für Einstellung und Bezahlung von Lehrern ist das Land Baden-Württemberg. Doch die Landesregierung lässt die Schulen und die Städte als Schulträger allein.

Nur Grund- und Hauptschulen in sozialen Brennpunkten, vom Land beschönigend als Schulen mit „besonderer pädagogischer und sozialer Aufgabenstellung“ bezeichnet, werden zu gebundenen, also „richtigen“ Ganztagesschulen ausgebaut.

Aus den Konstanzer Gymnasien können lediglich ungebundene Ganztagesschulen werden. Dies sind eigentlich Halbtagesschulen, die ihren Schülern an vier Tagen in der Woche nachmittags ergänzende und freiwillige Angebote machen. Dafür erhalten diese Schulen eine Lehrerstunde pro Klasse zusätzlich zugewiesen. Doch dieses – unzureichende -Angebot des Landes hat einen Haken: Alle anderen Zuschüsse des Landes, zum Beispiel für ergänzende Betreuungsmaßnahmen an Nachmittagen, fallen dann ersatzlos weg. Daher wollen nur das Humboldt-Gymnasium und die Geschwister-Scholl-Schule einen Antrag als ungebundene Ganztagesschule stellen. Für zusätzliche Unsicherheit sorgt einmal mehr das Land: Niemand weiß derzeit, nach welchen Kriterien über die Anträge entschieden wird. Kommen die schnellsten oder die besten Schulen zum Zuge? Ebenfalls offen ist, ob alle interessierte Schulen berücksichtigt werden. Denn in ganz Südbaden will das Land nur 28 Gymnasien zu offenen Ganztagesschulen ausbauen.

Alle Konstanzer Schulen arbeiten im Moment daran, für ihre Schülern hochwertige Ganztagesangebote zu machen. Viele ehrenamtliche Helfer, vor allem aus den Reihen der Eltern und aus (Sport-) Vereinen, helfen dabei mit. Diese großen Anstrengungen verdienen höchste Anerkennung. Wir Sozialdemokraten setzen uns dafür ein, dass die Stadt dabei ihre Schulen nicht alleine und ihnen die notwendige Unterstützung zukommen lässt. Allerdings ist Konstanz nicht in der Lage, die Fehler und Versäumnisse der Landesregierung auszubügeln. Wer bessere Schulen will, muss diese auch entsprechend ausstatten.

Welche Ganztagesschulen gibt es?
In gebundenen Ganztagesschulen sind alle Schüler verpflichtet, das Ganztagesangebot wahrzunehmen.
Ungebundene oder offene Ganztagesschulen machen an mindestens vier Tagen in der Woche Ganztagesangebote, die die Schüler freiwillig wahrnehmen können. In der Regel wird von den Schülern eine freiwillige Verpflichtung für ein Schulhalbjahr oder ein Schuljahr verlangt.