Stadt soll mögliche Standorte ermitteln

An kalten Tagen sieht man manchmal Dampf aus den Kanaldeckeln aufsteigen. Dann kann jeder sehen: Abwasser enthält Wärme. Diese Wärme kann man zur Energiegewinnung nutzen, sagt Herbert Weber (SPD). Die Stadtverwaltung soll systematisch untersuchen, wo dies in Konstanz möglich ist, fordert der Stadtrat.

In den Schweizer Städten Schaffhausen und Winterthur sind schon länger, teilweise schon seit zwanzig Jahren, Abwasserwärmepumpen in Betrieb. Sie entziehen dem Abwasser Energie und machen sie für die Beheizung oder im Sommer zur Kühlung von Gebäuden zugänglich. Die Abwassertemparaturen bewegen sich in einer Bandbreite zwischen 10 und 20 Grad. Daher ist das Wasser im Winter deutlich wärmer und im Sommer kühler als die Außenluft. Diese Wärmedifferenz kann zur Energieerzeugung genutzt werden.

In Hallenbädern oder anderen Gebäuden, in denen eine hohe und konstante Abwassermenge anfällt, hat sich die Technik schon lange bewährt. Auch im Neubau der Bodenseetherme wird eine Abwasserwärmepumpe eingesetzt.

Großes Potential bietet auch die öffentliche Kanalisation. In großen Abwasserkanälen fließen kontinuierlich hohe Wassermengen, so dass es sich geradezu aufdrängt, diese anzuzapfen. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei möglich, wenn der Kanal mindestens 80 cm Durchmesser habe. Die beheizten Objekte dürfen nicht weiter als 300 bis 400 Meter vom Kanal entfernt sein und sollten mindestens zwischen 60 bis 100 Wohn- oder Büroeinheiten umfassen. Die Funktionsweise des Kanalnetzes werde durch Abwasserwärmepumpen übrigens nicht beeinträchtigt, berichtet Weber. Erste „Kanalheizkraftwerke“ entstehen jetzt auch in Deutschland.

Insbesondere die Entsorgungsbetriebe und die WOBAK sollen zusammenarbeiten, um geeignete Standorte für „Kanalisationskraftwerke“ zu ermitteln. Bei fälligen Sanierungsarbeiten im Kanalnetz könnte dann in die Energieerzeugung investiert werden. „Auch das ist ein Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Herbert Weber.