Schon lange klagen die Fischer über sinkende Erträge. Viele Felchen auf den Speisekarten der Restaurants werden längst nicht mehr aus dem Bodensee gefischt. Bereits seit einigen Jahren wird untersucht, ob Felchen in einer Aquakultur im See produziert werden können. Das sind Netzgehege, in denen Fische auf engstem Raum herangezogen werden. Zwölf solcher Gehege, so hat das baden-württembergische Ministerium für den Ländlichen Raum errechnet, braucht es, um die benötigten 500 bis 600 Tonnen Felchen pro Jahr zu züchten. All diese Gehege sollen im Überlinger See vor Wallhausen beim Teufelstisch und vor Dingelsdorf entstehen, wie auf einem Termin des Angelsportvereins bekannt wurde.

Aquakulturen sind umstritten, denn sie haben Auswirkungen auf ihre unmittelbare Umgebung: Der See kann sich eintrüben. Die Zahl der Nährstoffe und Keime kann erheblich steigen. Auch der Seeboden ist betroffen. Die gerade am Teufelstisch sehr ausgeprägten Strömungsverhältnisse können sich ändern. Wie weit reichen diese Belastungen? Die wichtigste Frage: Sind Aquakulturen mit dem Bodensee als Trinkwasserspeicher vereinbar?

Aufgrund dieser offenen Fragen hat die Internationale Bodensee Gewässerschutzkommission (IBGK) letztes Jahr eine kritisch-ablehnende Stellungnahme zu Aquakulturen im See abgegeben. Zu viel ist noch ungeklärt. Ein Verbot von Netzgehege-Anlagen ist in den Bodenseerichtlinien festgelegt. Daran sei festzuhalten. Zudem gäbe es mit einer Felchenzucht mit Seewasser an Land auch Alternativen.

Die SPD-Fraktion im Gemeinderat teilt diese kritische Haltung. Wir meinen: Die Öffentlichkeit braucht verlässliche Informationen über den konkreten Planungsstand des Vorhabens. Wir haben beantragt, dass der Gemeinderat öffentlich über die geplante Aquakultur im See berät, und würden es begrüßen, wenn er sich dabei deutlich dagegen ausspricht.

Dr. Jürgen Ruff
Mitglied im TUA

Amtsblatt Nr. 6/18 vom 21. März 2018