Podium Konstanz - Stadt der Energiewende

Solarstadt Konstanz war eine Vision zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Doch mit der Insolvenz des einzigen Vorzeigeunternehmens Sunways sind deutliche Schatten auf das Leitbild gefallen. „Welche Rolle kann Konstanz heute bei der Gestaltung der Energiewende spielen?“ fragte deshalb SPD-Stadtrat Dr. Jürgen Ruff eine Expertenrunde im Rahmen der Podiumsdiskussion „Konstanz – Stadt der Energiewende“.

„Jede zweite Solarzelle, die auf der Welt produziert wird, enthält Technologie aus Konstanz“, berichtete der Physiker, Solarunternehmer und Gemeinderatskandidat Dr. Peter Fath. Die Probleme von Sunways und anderen Firmen hätten gezeigt, dass die Massenproduktion von Solarzellen in Deutschland keine große Perspektive mehr habe. Ein wichtiges  Potential bestehe jedoch in der Technologienentwicklung und im Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Stromerzeugung mit Photovoltaik habe große technische Fortschritte gemacht. Doch das reiche noch nicht für eine erfolgreiche Energiewende: „Wir müssen weiter daran arbeiten, dass die Produktion von Solarstrom billiger und besser wird.“ Konstanzer Unternehmen und Forschungseinrichtungen könnten dabei wie bisher wichtige Beiträge leisten und dies mit sehr hochwertigen Arbeitsplätzen.

Philippe Welter, der Herausgeber der Fachzeitschrift „Photon – das Solarstrom-Magazin“ kritisierte Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Wenn für selbst erzeugten Solarstrom die EEG-Umlage fällig werde, gefährde dies das Marktsegment der Selbstversorgung. Welter betonte die Rolle der kommunalen Stadtwerke: Sie können dafür sorgen, dass auch Mieter ohne eigene Photovoltaik-Anlagen sich an der Energiewende beteiligen können. Der Entwicklung von hochwertigen Speichertechnologien gibt er dabei einen klaren Vorrang vor dem Netzausbau.

Dr. Kristian Peter, der Vorstandsvorsitzende des International Solar Research Center (ISC) Konstanz nahm diesen Ball auf und berichtete vom erfolgreichen EU Förder-Projekt CoSSMic (Collaborating Smart Solar-powered Micro-grids), an dem sein Institut zusammen mit den Konstanzer Stadtwerken und anderen beteiligt sei; dabei gehe es um die intelligente Vernetzung von Produktion, Speicherung und Verbrauch von (Solar-) Strom in einem zunächst virtuellen Stadtteil.Der nächste Schritt sei dann, dies in einem realen Stadtteil umzusetzen.

Damit sei, so SPD-Spitzenkandidat Dr. Jürgen Ruff zusammenfassend, die Planung neuer Wohngebiete in Konstanz auch eine energiepolitische Chance auf kommunaler Ebene. „Energieeffizienz ist mittlerweile Standard. Wir sollten auch energieautarke Wohngebiete planen – jetzt!“, so Ruff.