Konzepte gegen reinen Kommerz
Planungs-Workshop soll städtebauliche Ideen für Konstanzer Altstadt vorbereiten.
Nicht nur an den Wochenenden fühlen sich viele Konstanzer aus der Altstadt gedrängt: Lange Schlangen an den Kassen sind in allen Geschäften die Regel: Der Einkaufstourismus verändert die Konstanzer Altstadt, denn es entstehen immer mehr Handelsflächen, die bestehende und traditionelle Nutzungen verdrängen. Prominentestes Opfer wird zum Jahresende das Scala-Kino sein, an dessen Stelle der gefühlt hundertste Drogeriemarkt einziehen soll. Wer eine lebenswerte Altstadt erhalten will, muss dafür planerische Weichen stellen, meinen die Stadträte der SPD und haben daher einen Antrag zur städtebaulichen Entwicklung der Altstadt eingebracht, dem der Gemeinderat in seiner Juni-Sitzung zustimmte.
Für das Kino kommt diese Initiative zu spät. Eine Bürgerinitiative setzte sich – vergeblich – für die Rettung des Kinos ein und konnte über 7000 Unterschriften gewinnen. Doch politische Initiativen, die Umwandlung des Kinos mit einem Bebauungsplan zu stoppen, scheiterten allerdings an der Rechtslage. Pläne, die die Nutzungsänderung eines einzigen Innenstadtgebäudes blockieren wollen, gelten als sogenannte Verhinderungsplanung.
Aus diesen Fehlern müsse man lernen, meinten die SPD-Stadträte Jan Welsch und Jürgen Ruff. Diese Ansicht teilt auch das Baudezernat. Zur Umsetzung des SPD-Antrags schlägt die Verwaltung vor, noch in diesem Jahr einen Planer-Workshop durchzuführen. Denn die Aufgabenstellung für die Altstadt ist komplex: Es geht darum, die soziale Durchmischung zu sichern und einen stabilen Einzelhandel mit einem abwechslungsreichen Sortiment zu gewährleisten. Gefragt sind zudem Konzepte, um Belastungen der Bewohner durch Lieferverkehre zu minimieren. Nicht zuletzt geht es darum, das soziokulturelle Angebot in der Altstadt für alle Bürger zu stärken.
Der Planer-Workshop ist der Stadt 10.000 Euro wert, die zusätzlich bereitgestellt werden. Einbezogen wird das Gebiet um Bahnhofsstraße, Bahnhofsplatz, Müngsse, Tirolergasse und Rosgartenstraße. Warum nur dieses Quartier? Durch die Neugestaltung der Marktstätte werden weitere Veränderungen in diesem Teil der Altstadt angestoßen. Bevor Fakten geschaffen werden, ist es notwendig, gemeinsam mit den Bürgern Konzepte zu entwickeln, meinen Jürgen Ruff und Jan Welsch.