Zuletzt war der Notruf schuld. Vier Monate lang gingen die beiden Aufzüge, die den Mittelbahnsteig am Konstanzer Bahnhof barrierefrei anbinden sollten, nicht in Betrieb, weil das Notrufsystem nicht geliefert werden konnte. Wer gehofft hatte, die untragbaren Zustände wären endlich Geschichte, sah sich bitter enttäuscht.

Wieder einmal.

Mittlerweile ist es zehn Jahre her, dass das Land Baden-Württemberg und die Deutsche Bahn feierlich ein gemeinsames Bahnhofmodernisierungsprogramm verkündet hatten. Konstanz sollte gleich mehrfach profitieren: Ein barrierefreier Umbau des Bahnhofs wurde ebenso versprochen wie ein Ausbau der Seehas-Stationen. Der Pferdefuß: Anliegerkommunen sollen einen großen Anteil der Kosten selbst tragen. Und diese stiegen und stiegen.

Nach zehn Jahren ist keines der Projekte abgeschlossen, nicht einmal die absolute Minimallösung am Bahnhof.

So bleibt ein trauriges Fazit: In ihrem derzeitigen Zustand ist die Deutsche Bahn kein verlässlicher Partner für Städte und Kreise, die den öffentlichen Verkehr fördern wollen. Gelähmt durch ein undurchsichtiges Geflecht zahlreicher Tochtergesellschaften, ist das öffentliche Unternehmen nicht in der Lage, den Schienenverkehr zu verbessern.

Das ist fatal, denn die Schiene ist das Rückgrat des regionalen und überregionalen öffentlichen Verkehrs. Eigentlich müssten wir überlegen, wie Züge schneller und häufiger fahren und Bahnhöfe leistungsfähiger werden können. Doch solange die Bahn so schnell arbeitet wie in Konstanz, bleibt das Traumtänzerei.

Zeit also, einen echten Notruf zu senden: Städte brauchen einen leistungsfähigen und kooperationswilligen Partner für den Schienenverkehr: Zeit für eine echte Bahnreform!

Amtsblatt Nr. 21/2019 vom 16. Oktober

Dr. Jürgen Ruff

Mitglied im Technischen und Umweltausschuss