Unter der Federführung des städtischen Wirtschaftsförders Friedhelm Schaal arbeitet die Verwaltung an einer Investorenausschreibung für das Kongress- und Konzerthaus auf Klein Venedig. Bereits in wenigen Wochen soll die Suche nach einem finanzkräftigen Investor offiziell anlaufen. „Wir machen den zweiten Schritt vor dem ersten“, kritisiert SPD-Stadtrat Dr. Jürgen Ruff, die Vorgehensweise der Stadt. „Zuerst muss der Gemeinderat über die städtebaulichen Ziele auf Klein Venedig beschließen, bevor jemand auf Investorensuche geht“, fordern die Sozialdemokraten und wollen das Thema auf die Tagesordnung des Gemeinderats setzen.

Sowohl die Dimensionen eines Kongresszentrums als auch der Standort direkt am Seeufer stellen höchste Anforderungen an die städtebauliche Qualität des Projekts. Daher müsse die Stadt ihre Vorgaben für eine Investorenausschreibung besonders sorgfältig und gründlich ausarbeiten. Es gehe in einem ersten Schritt um die Analyse, was die Stadt und ihre Bürger benötigen. Dann müsse nach Wegen gesucht werden, wie diese Ziele am besten erreicht werden können. Vor allem dürfe ein Investorenwettbewerb nicht ohne Grundsatzbeschluss des Gemeinderats ausgelobt werden, fordern die Sozialdemokraten. Doch ein solcher Beschluss steht noch aus. „Die Stadt hat die Planungshoheit und davon muss sie Gebrauch machen,“ fordert Dr. Jürgen Ruff.

Im Herbst letzten Jahres hatte Oberbürgermeister Frank die Gemeinderäte erstmals informiert, dass die Stadt in Abstimmung mit Kreuzlingen die Klein Venedig Planung wieder aufnehmen werde. Auf Konstanzer Seite soll ein Kongress- und Konzertzentrum mit Hotel und Casino realisiert werden, die Schweizer Seite strebt Wohnungsbau an. Den Konstanzer Gemeinderäten wurde dazu im Januar ein Arbeitsexemplar einer 34-seitigen Broschüre über die „Planung Klein Venedig“ zugestellt. In Kreuzlingen seien dem dortigen Gemeinderat dagegen detaillierte Vorlagen mit klaren Beschlussanträgen vorgelegt worden.

Die SPD-Fraktion formulierte kritische Fragen zu der allgemein gehaltenen Broschüre: So sehe der Entwurf keine Zusammenarbeit beider Städte bei der Verkehrserschließung vor, sondern schließe sie sogar aus. Dabei könne die Verkehrsentlastung in der Bodanstraße und in Stadelhofen nur durch eine Zusammenarbeit mit Kreuzlingen erreicht werden.

Außerdem befürchtet die SPD-Fraktion, dass das Klein-Venedig-Projekt mit der Umgestaltung des Bahnhofsumfelds verknüpft wird. Das vorgesehene Plangebiet schließe die Gleisanlagen mit ein. Beim Bahnhof herrsche schon heute dringender Handlungsbedarf. Eine Vermischung beider Projekte verzögere die ohnehin aufgeschobene Bahnhofsplanung noch länger. „Wir lehnen es grundsätzlich ab, die Bebauung des Bahnhofsgeländes als Verhandlungsmasse für Gespräche mit Investoren einzubringen“, heißt es im SPD-Antrag.