Spitalstiftung stellt sich neu auf
Welche Aufgaben soll die Spitalstiftung der Stadt Konstanz künftig erfüllen? Sozialbürgermeister Dr. Andreas Osner (SPD) treibt eine strategische Neuoriertierung einer der ältesten kommunalen Stiftungen in Deutschland voran. Diese ist überfällig, denn in der Vergangenheit war die Spitalstiftung in erster Linie Träger des Konstanzer Krankenhauses. Dieses ging nach intensiven Diskussionen 2012 im Klinikverbund des Landkreises auf. Neue Konzepte sind daher für eine der ältesten deutschen Bürgerstiftungen gefragt.
Zweck der 1225 gegründeten Einrichtung ist vor allem die Gesundheits-und Altenpflege. Die über 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hauptsächlich in der Pflege tätig. So betreibt die Stiftung vier Pflegeheime, bietet aber auch Brücken- und Tagespflege sowie einen ambulanten Plfegedienst an. Mit einer Bilanzsumme von zusammen über 90 Millionen Euro und einem Umsatz von knapp 15 Millionen Euro gehört die Stiftung zu den großen sozialen Dienstleistern in Konstanz. SPD-Stadtrat Jürgen Puchta benennt wichtige Themen für ein neues Profil der Einrichtung.
Wohnungen gegen Fachkräftemangel
In der Pflege ist der Fachkräftemangel keine abstrakte Bedrohung, sondern bereits Realität. Auch die Spitalstiftung konnte in der Vergangenheit nicht alle Stellen besetzen und setzte daher auf Leiharbeiter. Letzteres hatte die SPD in den Gremien immer wieder kritisiert. Während die betroffenen Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter relativ schlecht bezahlt wurden, war dies für die Stiftung sehr teuer. In den vergangenen Monaten hat die Spitalstiftung die Zahl der Leiharbeiter deutlich verringert. Wer in einer teuren Stadt Fachkräfte gewinnen will, muss bei der Wohnungssuche helfen, ist Puchta überzeugt. Die SPD habe sich daher nachdrücklich für den Bau von Mitarbeiter-Wohnungen eingesetzt. In Kooperation mit der WOBAK ist nun ein neues Wohnheim im Bau.
Neue Pflegeeinrichtungen
Mit zwei neuen Pflegeeinrichtungen baue die Stiftung ihre Angebote aus: So beschloss der Gemeinderat Ende 2016, auf dem Gebiet Weiherhof zwischen der Schneckenburg-Straße und dem Océ-Business-Park ein neues Heim mit 75 Plätzen zu bauen. Ebenfalls auf den Weg gebracht wurde Ende 2016 die Einrichtung einer Wohngruppe, speziell für demente Patienten.
Bessere Heim-Organisation prüfen
Handlungsbedarf sieht Puchta in der betrieblichen Führung der Pflegeheime. Die vier Heime, die die Stiftung betreibe, lägen räumlich dicht beieinander. Daraus ergeben sich Einsparungsmöglichkeiten, beispielsweise durch gemeinsame Heimleitungen. Es sei zu hinterfragen, ob jede Einrichtung eine dreistufige Lietungsebene mit Heimleitung, Pflegedienstleitung und Hauswirtschaftsleitung benötige. Das müsse alles über die Pflegesätze finanziert werden und gehe somit auf Kosten der Betreuung der Bewohner. Vorbild sind für Puchta die Organisationsstrukturen der Wohlfahrtsverbände.
Pflegeheime mit wachsendem Defizit
Puchta kritisierte in diesem Zusammenhang das wachsende Defizit der Pflegeeinrichtungen. 2017 werden sie einen Zuschussbedarf von rund 800.000 Euro haben, nachdem der Fehlbetrag vor fünf Jahren noch bei 250.000 Euro lag. Die Ursache für diese wachsende Finanzierungslücke seien keineswegs Leistungsverbesserungen für die Bewohner, sondern in erster Linie ineffiziente Organisation und unterdurchschnittliche Belegung gewesen. Kein anderer Leistungserbringer könne sich auf Dauer diese Defizite leisten. Die Spitalstiftung gleiche sie nur durch Gewinne aus der Grundstücksverwaltung aus. Dies sei kein nachhaltiges Wirtschaften, sagt Puchta.
Für 2017 stehe die Neubesetzung der Geschäftsführung der Spitalstiftung an, nachdem sich die Stadt Mitte 2016 von der bisherigen Leiterin im gegenseitigen Einvernehmen getrennt habe. Diese Personalentscheidung hatte großen Einfluss auf das Klima innerhalb der Stiftung, die jetzt Projekte viel schneller umsetze.
www.spitalstiftung-konstanz.de
Im Südkurier: Spitalstiftung startet durch
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