“Unterstützen – nicht bremsen”
Bodenseeschifffahrt beeinflusst Stadtentwicklung in Friedrichshafen – SPD -Fraktionen trafen sich
Verzögern Konstanzer Entscheidungen die Friedrichshafener Stadtentwicklung? Auf jeden Fall ist der Konstanzer Einfluss beträchtlich. Denn seit die Stadtwerke Konstanz die Bodensee-Schifffahrtsbetriebe (BSB) von der Deutschen Bahn erworben haben, besitzt die Stadtwerke-Tochter Bodenseehafengesellschaft Schlüsselgrundstücke nicht nur in Friedrichshafen, sondern in allen größeren Städten und Gemeinden am deutschen Seeufer. Betriebliche Erfordernisse der Schifffahrt können leicht mit städtebaulichen Entwicklungszielen der Hafengemeinden kollidieren. Wie sich solche Zielkonflikte lösen lassen, diskutierten Vertreter der SPD-Fraktionen aus den Gemeinderäten Friedrichshafen und Konstanz bei einem gemeinsamen Treffen in der Zeppelinstadt.
Die Stadt Friedrichshafen habe in den vergangenen Jahren durch hohe Investitionen ihr Seeufer attraktiver gemacht, erläuterte der Leiter des dortigen Stadtplanungsamts Norbert Schültke bei einem Rundgang durch den Hafen und die Innenstadt. Wie in Konstanz bestehe die planerische Aufgabe darin, die Stadt, die durch Hafen und Bahngelände vom See abgeriegelt ist, ans Ufer zu bringen. Ein großes Hindernis dabei, sei die Werft der BSB, die das Seeufer faktisch unterbreche. Über einen schmalen Steg vor dem Werftgelände drängeln sich die Besucher und Spaziergänger, ergänzte Karl-Heinz Mommertz, der der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Häfler Sozialdemokraten. Sowohl das Erscheinungsbild als auch die Funktion des Gebäudes wirke wie eine unüberwindbare Barriere. „Mindergenutze Flächen“ mit hohem Versiegelungsgrad direkt am Seeufer verlangten dringend nach einer Sanierung, sagt Stadtplaner Schültke.
Friedrichshafens Wunsch: Die BSB möge ihre Werft so bald wie möglich verlagern, um Raum für neue attraktive Nutzungen am Seeufer zu schaffen. „Verständlich und nachvollziehbar“ seien diese Anliegen der Nachbarstadt, meinte Jürgen Leipold, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Konstanzer Rat.
Die Konstanzer Sozialdemokraten wollen sich dafür einsetzen, dass die Planungen der BSB und der Stadt Friedrichshafen besser aufeinander abgestimmt und so beschleunigt werden können. „Wir müssen unterstützen, nicht bremsen“. Die Stadt Friedrichshafen müsse Gelegenheit haben, das Hafengelände von Osten aus stufenweise zu überplanen, schlägt Leipold vor.
Allerdings sei noch nicht absehbar, wann die BSB die Werft von Friedrichshafen an einen anderen Standort verlagern könne, ergänzte der Konstanzer Stadtrat Herbert Weber, der dem Beirat der BSB angehört. Aus betrieblichen Gründen sei die eigene Werft für Wartungs- und Reparaturarbeiten unverzichtbar.
Ein Thema zwischen beiden Städten ist auch eine mögliche Beteiligung Friedrichshafens an der BSB. Die Stadt Konstanz müsse ein Interesse an neuen Gesellschaftern ihrer Schifffahrtstochter haben, erläuterte Weber. Denn das Regierungspräsidium Freiburg hatte genau dieses zur Auflage gemacht, als es den Erwerb der BSB durch die Konstanzer Stadtwerke billigte. Bei anderen Projekten wie beim Gaseinkauf oder der gemeinsamen Leitwarte sei die Zusammenarbeit zwischen den Technsichen Werken Friedrichshafens und den Stadtwerken Konstanz erfolgreich, lobte Karl-Heinz Mommertz.
Die Konstanzer Vertreter forderten weiteres Engagement der Katamaran-Reederei. 1100 Fahrgäste nutzen im Tagesschnitt die schnelle Verbindung zwischen beiden Städten. Dies sei nach gerade zwei Jahren Betrieb ein gutes Ergebnis, reiche aber noch nicht zur Kostendeckung aus. Der Katamaran müsse besser mit dem Flughafen in Friedrichshafen abgestimmt werden, forderte Weber. Ein Reservierungsystem soll für mehr Kundenfreundlichkeit sorgen.