Was kostet das Kongresshaus wirklich?
Was kostet das Kongresshaus wirklich, wenn es auf Klein Venedig gebaut wird? Oberbürgermeister Frank wird bei diesem Thema einsilbig, sein Kämmerer Hartmut Rohloff, der sich berufsbedingt mit Zahlen auskennen sollte, erstaunlich unpräzise. Die Initiative “Bürger für Konstanz” nennt in ihrer heutigen Sonderveröffentlichung im Südkurier ebenfalls Zahlen, vergißt aber einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Konstanzer SPD stellt daher Kosten für den Bau und den Betrieb des Hauses anhand öffentlicher Dokumente der Stadtverwaltung zusammen.
Baukosten: Die kompletten Bau- und Planungskosten sollen einen Betrag von 48 Millionen Euro nicht überschreiten. Die Stadt will eine Kongresshaus-GmbH gründen, die mit dem Bauunternehmer Reisch aus Bad Saulgau, der den Bieterwettbewerb gewonnen hat, einen Generalunternehmervertrag abschließt. Der Gewinn des Unternehmers ist um so größer, je besser er die kalkulierten Kosten einhalten kann. Die Stadt will der Kongresshaus-GmbH die Konzerthaus-Rücklage in Höhe von 13 Millionen Euro übertragen. Die restlichen 35 Millionen Euro werden über Kredite finanziert, für die die Stadt Konstanz bürgt und Zins und Tilgung trägt.
Unterführung: Die Kosten der Unterführung sind grob mit acht Millionen Euro geschätzt worden. Diese sollen in den Jahren 2011 bis 2013 über Kredit von der Stadt Konstanz aufbracht werden. Für die Unterführung kann es Zuschüsse geben, über ihre Höhe kann derzeit nur spekuliert werden.
Platzgestaltung: Der siegreiche Entwurf des Architekten Much Untertrifaller setzt zwingend voraus, dass der Platz zwischen Kongresshaus, Hotel und Parkhaus aufwendig gestaltet wird. Es wird mit Kosten in Höhe von 6,2 Millionen Euro gerechnet. Diese Summe ist noch in keinem Finanzplan enthalten.
Eine direkte Parkhauszufahrt aus Kreuzlingen könnte den Verkehr auf der Bodanstraße entlasten, hoffen Kongress-Freunde. Die Kosten von 1,2 Millionen Euro müsste die Stadt Konstanz übernehmen, ihre Finanzierung ist noch unklar.
Über das Parkhaus mit 450 Plätzen redet kaum jemand, schließlich stehe hierfür ein Investor bereit. Dieser Investor heißt Bodensee-Hafen-Gesellschaft (BHG) und ist eine Tochter der Stadtwerke Konstanz. Geld für diese Investition hat die Gesellschaft nicht, sie muss ebenfalls zur Bank gehen. Auch hier wäre die Stadt als Bürge für den Kredit gefordert. Kosten: ca. 2,5 Millionen Euro.
Insgesamt müssen also über 65 Millionen Euro finanziert werden, 52 Millionen davon über einen Kredit. Die Kredite nehme aber nicht die Stadt auf, versuchen der OB und der Kämmerer zu beruhigen. Damit das Kongresshaus günstige Darlehen bekommt, muss die Stadt aber für diese Kredite bürgen. Zins und Tilgung sollen ebenfalls aus der Stadtkasse kommen. Kurz: Auch wenn der Kreditnehmer eine GmbH sein sollte, handelt es sich um Schulden der Stadt.
Welche laufenden Kosten verursacht das Haus?
Zunächst müssen Zins und Tilgung angesetzt werden: Bei 4,5 Prozent Zins und 2 % Tilgung sind jährlich etwa 3,4 Millionen Euro fällig und das 27 Jahre lang. Außerdem bringt der Bau des Parkhauses zunächst Verluste für die BHG. Die Fehlbeträge der BHG belasten die Stadtwerke, deren Gewinn also geringer wird. Außerdem entgeht der Stadt die Verzinsung der Kongresshaus-Rücklage. 2009 verdiente die Stadt noch eine Million an Zinsen, dies wird künftig deutlich weniger werden. Mit nur 300.000 Euro Zuschuss soll die Kongresshaus-GmbH auskommen, verspricht der OB. Doch selbst wenn man diese Zahl glaubt, überschreiten die laufenden Kosten des Kongresshauses vier Millionen Euro deutlich. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 fördert die Stadt Konstanz den Sport mit 3,3 Millionen Euro durch Zuschüsse an Sportvereine und den Unterhalt von Sporthallen, dem Stadion und von Sportplätzen.