Über eine halbe Million Wohnungen besitzt Deutschlands größter Vermieter, die Vonovia AG. 625 Wohnungen in Konstanz gehören zum riesigen Immobilienimperium des DAX-Konzerns. 260 Konstanzer Mieter erleben derzeit, warum das Unternehmens höchst umstritten ist.

Ihre Mietwohnungen in der Schwaketenstraße sollen mit hohem Aufwand modernisiert werden. Doch das ist keine gute Nachricht für die Mieter: Denn hinter der Ankündigung verbirgt sich die Absicht des Unternehmens, die Häuser für teures Geld umzubauen. Die Rechnung müssen aber die Mieter bezahlen, denn Modernisierungskosten dürfen vollständig auf die Miete umgelegt werden. Besonders bitter: Bereits vor wenigen Jahren haben die Mieter schon einmal eine Modernisierung bezahlt.

Viele Mieter befürchten nun, dass sie sich nach Abschluss der Arbeiten die Miete nicht mehr leisten können. Zu Recht: Die Kaltmiete könnte um ein Drittel oder noch mehr steigen.

Was können die Mieter nun tun? Ausziehen ist keine Alternative, denn der überhitzte Konstanzer Wohnungsmarkt bietet kaum freie Wohnungen zu vergleichbaren Preisen. Und die Warteliste, die die städtische Wohnungsbaugesellschaft WOBAK führt, ist lang.

Über kurz oder lang werden einige der Betroffenen aus Konstanz wegziehen müssen. Manche werden aus ihrer Wohnung, in der sie seit Jahrzehnten leben, geradezu herausgedrängt.

Was kann die Stadt hier tun? Das Mietrecht, das dieses Geschäftsmodell zu Lasten der Mieter ermöglicht, ist ja Bundessache. Doch der Fall Vonovia-zeigt deutlich: Konstanz muss sein – sozial ausgerichtetes – Wohnungsbauprogramm konsequent umsetzen.

Wer in dieser Situation von den Grenzen des Wachstums schwätzt und damit Wohnungsbau verhindern will, nimmt Mieterverdrängung nicht nur billigend in Kauf, sondern fördert sie. Eine Stadt, die keinen Platz mehr für Busfahrinnen oder Krankenpfleger hat, verliert ihren Zusammenhalt.

Herbert Weber

Sie wollen mehr erfahren? Bestellen Sie unseren Newsletter: http://bit.ly/roter-arnold-lesen

Amtsblatt 10/2018 vom 16. Mai 2018