Im Alter von nur 62 Jahren ist unsere ehemalige Stadträtin  Sonja Hotz an den Folgen  einer langen schweren Krankheit gestorben. 22 Jahre lang war sie Mitglied des Konstanzer Gemeinderats und hat dieses Mandat mit außergewöhnlichem Einsatz und echter Hingabe ausgeübt. Stadträtin zu sein bot für sie die Chance, sich für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen. Die Möglichkeiten, die ihr das  Mandat dafür gab, nutzte sie unermüdlich. 1994 wurde sie erstmals in  den Gemeinderat gewählt und bei den folgenden Wahlen, zuletzt 2014 überzeugend in ihrem Amt bestätigt. Als sie 2016 bereits von ihrer Krankheit gezeichnet aus dem Gemeinderat ausschied,  erhielt sie den Ehrenring der Stadt Konstanz.

Besonders am Herzen lagen ihr Kinder und Jugendliche. Dieser Einsatz entsprang ihren persönlichen Erfahrungen als alleinerziehende Mutter und ihrem Beruf als Erzieherin, der auch ihre Berufung war. Sie war ihrer Zeit voraus. Lange bevor die große Politik das Thema Kinderbetreuung für sich reklamierte, betonte sie immer wieder: Kindertagesstätten sind Bildungseinrichtungen. Kinderbetreuung dürfe daher  keinesfalls Aufbewahrung sein, sondern benötige hohe pädagogische Qualität mit ausreichend gut ausgebildeten Frauen und Männern. Und: Kindertagesstätten dürfen nichts kosten, sondern müssen gebührenfrei sein. Dafür kämpfte sie auch, obwohl Streit ihrem auf Ausgleich bedachtem Wesen eigentlich fremd war.

Ein zweites Thema zieht sich ebenfalls wie ein roter Faden durch ihre politisches Engagement: Wenn es um die  Hilfe für Benachteiligte ging, durfte es keine Kompromisse geben. Dass der Konstanzer Sozialpass Bedürftigen Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht, hat auch mit ihrer Hartnäckigkeit zu tun. Schulsozialarbeit, sozialer  Wohnungsbau waren weitere Themen, denen sie sich kontinuierlich widmete. In allen sozialpolitischen Fragen in unserer Stadt ging es ihr um die Menschen, nicht um politische Unterschiede.

Sonja Hotz war eine engagierte Sozialdemokratin, sie arbeitete lange in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen mit und übernahm Aufgaben im Vorstand des SPD-Ortsvereins. Ihre Mitgliedschaft in sozial orientierten Verbänden wie der Arbeiterwohlfahrt oder dem Deutschen Mieterbund Bodensee, wo sie viele Jahre dem Vorstand angehörte, bestand nicht auf dem Papier, sondern war stets mit aufrichtigem Einsatz verbunden.

Sonja Hotz war überzeugt, dass mit dem Natur- und Umweltschutz auch eine zutiefst soziale Frage verbunden ist, auf die sowohl lokale als auch globale Antworten nötig sind. Ihr Weg führte sie daher in den Konstanzer BUND, sie setzte sich weltweit für Menschenrechte ein. Als die Stadt Konstanz eine Partnerschaft  mit der chinesischen Stadt  Suzhou anbahnte, machte sie auf die schwierige Situation in Tibet aufmerksam. Für sie als Sozialdemokratin war es wichtig, das Andenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu wahren. Daher  arbeitete sie im Georg-Elser-Arbeitskreis mit.

Sonja Hotz war in ihrem unermüdlichen Einsatz ein Vorbild, auch weil sie ihre Person dabei nie in den Mittelpunkt stellte. Bewunderung verdient nicht zuletzt ihr Umgang mit ihrer Krankheit: Sie kämpfte mit außergewöhnlich großer Tapferkeit bis zuletzt gegen sie an. Wir trauern daher um eine Frau, die sich nicht nur um ihre Heimatstadt, sondern vor allem um ihre Mitmenschen verdient gemacht hat.

Winfried Kropp