30 Millionen Euro will das Konstanzer Studentenwerk seezeit in den Neubau einer Studentenwohnanlage am Sonnenbühl investieren. Das bestehende Wohnheim Sonnenbühl-Ost an der Jacob-Burckhardt-Straße, das aus einem Hochhaus und mehreren Gruppenhäusern im Bungalow-Stil besteht, ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung mache sowohl ökonomisch als auch ökologisch keinen Sinn, berichtete seezeit-Geschäftsführer Volker Kiefer bei einem Ortstermin der SPD-Gemeinderatsfraktion, an dem auch Studentenvertreter von Universität und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung teilnahmen.

3200 Konstanzer Studentinnen und Studenten leben derzeit in einem Wohnheim, 2000 Plätze davon bietet das Studentwerk seezeit an. Konstanz sei mit Wohnheimplätzen gut versorgt, sagte Kiefer. Dennoch ist der studentische Wohnungsmarkt genauso angespannt wie der allgemeine. So ergab eine Erhebung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), dass Studenten in Konstanz mit die teuersten Mieten in ganz Deutschland bezahlen müssen.

Im Wohnheim Sonnenbühl-Ost finden derzeit 349 Studentinnen und Studenten eine Bleibe. Anfang der 70er Jahre wurde das Hochhaus und die umliegenden Gruppenhäuser errichtet. Sowohl die bröckelnden Fassaden als auch die Innenausstattung der Häuser zeigen, dass eine Sanierung teurer käme als ein Neubau, erläuterte Kiefer. Auch die Wärmedämmung sei auf dem Niveau der 70er Jahre stehen geblieben, so dass die Fernwärme weniger die Gebäude, sondern vielmehr die Umgebung beheize.

Und so wunderten sich die sozialdemokratischen Stadträte wenig, dass Rainer Weyand, der Leiter der Wohnheimabteilung von seezeit, berichtete, dass dieses Wohnheim sehr unbeliebt geworden ist. Eine hohe Bewohnerfluktuation und ein hoher Ausländeranteil machen auch in Studentenwohnheimen das Zusammenleben nicht immer einfach.

Die Kosten für einen Neubau am Sonennbühl schätzt Kiefer auf etwa 30 Millionen Euro. 20 Prozent davon würde das Land Baden-Württemberg tragen. Auch auf lange Sicht bleibe die Nachfrage nach studentischem Wohnraum in Konstanz groß. Die Ausbaupläne der Hochschulen und ihr guter Ruf dürften in den nächsten Jahren bis zu 3000 weitere Studenten an Uni und Fachhochschule locken, die alle Wohnungen suchen.

Seezeit hat einige Architekturbüros mit Vorentwürfen beauftragt und wird damit im Herbst den Kontakt mit der Stadtverwaltung suchen. Dabei werde bei einem Neubau flächensparender gebaut werden müssen, erläuterte Kiefer. Die Zahl der Wohnheimplätze soll auf 600 bis 650 Plätze ansteigen.

Stadtrat Herbert Weber lobte das Engagement von seezeit für das studentische Wohnen. Jeder zusätzliche Wohnheimplatz entlaste auch den allgemeinen Wohnungsmarkt in Konstanz. Allerdings könnte die geplante Verdichtung am Rande des Hockgrabens auch Probleme nach sich ziehen, ergänzte Brigitte Leipold. Mit Hilfe eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs müsse ein Kompromiss zwischen den Interessen der Nutzer, den wirtschaftlichen Zielen von Seezeit und dem Schutz der sensiblen Landschaft gefunden werden. Zu beachten sei auch, wieviele Stellplätze das vergrößerte Wohnheim benötige. Eine Tiefgarage könnte allerdings die Wirtschaftlichkeit des Wohnheims gefährden, befürchtet Kiefer.

Seezeit würde gerne im nächsten Jahr am Sonnenbühl mit dem Neubau anfangen. Wesentlich früher wird das Studentenwohnheim an der Hindenburgstraße Gestalt annehmen. Seezeit werde das Projekt selbst realisieren, kündigte Kiefer an. Im Herbst soll der Bauantrag eingereicht werden.